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Initiative Demenz Partner

Umgang mit Demenz in der JVA

Interview mit Christa Matter, Geschäftsführerin der Alzheimer Gesellschaft Berlin e.V., 15.02.2017

Interview mit Christa Matter, Geschäftsführerin der Alzheimer Gesellschaft Berlin e.V., 15.02.2017

Liebe Frau Matter, Sie haben kürzlich einen Kurs in der Justizvollzugsanstalt Tegel durchgeführt. Wie kam es dazu?

Das Projekt „Drehscheibe im Alter“ des Humanistischen Verbands Deutschlands bietet Beratungen zu altersspezifischen Fragen im Strafvollzug an. Die verantwortlichen Akteure im Landesverband Berlin-Brandenburg hatten Kontakte mit der Fortbildungsabteilung der Justizvollzugsanstalt. Hier wurde der Wunsch nach Informationen über Demenzerkrankungen geäußert. Für die Gestaltung dieser Fortbildung wurde die Alzheimer-Gesellschaft Berlin angesprochen.

Wer hat an diesem Kurs teilgenommen?

Die angesprochene Zielgruppe waren Mitarbeitende des Allgemeinen Vollzugsdienstes, umgangssprachlich als „Schließer“ bezeichnet. Diese sind direkt mit beginnenden Demenzerkrankungen von Häftlingen und damit einhergehenden Einschränkungen konfrontiert. Außerdem nahmen der Sozialdienst, Mitarbeitende der Krankenpflegeabteilung sowie der Verwaltung teil.

Sie sind seit fast 20 Jahren für die Alzheimer-Gesellschaft Berlin e.V. tätig. Ein Kurs in einem Gefängnis ist trotzdem sicher nicht alltäglich. Gab es Besonderheiten?

Es gibt in den Justizvollzugsanstalten ganz eigene Strukturen im Falle von Krankheit und Pflege wie z. B. die speziellen Haft-Krankenhäuser. Diese Strukturen waren mir bisher nicht geläufig, erfordern aber natürlich mit einigen Dingen einen anderen Umgang.

Ich erkläre in meinen Fortbildungen gerne, dass eine gute Tagesstrukturierung für Menschen mit Demenz wichtig ist. In einem Gefängnis spielt dieser Punkt aber keine große inhaltliche Rolle, wie ich lernen durfte. Denn der Tag ist getaktet von früh bis spät, vom Aufstehen bis zum Zubettgehen.

Dafür fragen sich die Mitarbeitenden, wie sie z.B. mit Inkontinenz umgehen sollen. Und sie fragen sich, ob sie in Zukunft vielleicht eigene Pflegestationen in den Haftanstalten brauchen.

Gibt es Planungen für weitere Vorträge in der JVA und/oder im Rahmen der Demenz Partner Initiative?

Das Projekt „Drehscheibe im Alter“ lotet in weiteren Gesprächen mit den regionalen Haftanstalten aus, inwieweit sich Fortbildungen zum Thema Demenz in die Teamsitzungen oder spezielle Fallbesprechungen integrieren lassen. Darüber hinaus bietet die Alzheimer-Gesellschaft Berlin viele Kurse – sowohl für Angehörige als auch verschiedenste Berufsgruppen – an und dies seit September 2016  auch im Rahmen der Initiative.

Vielen Dank für das interessante Gespräch!

Die Fragen stellte Saskia Weiß (Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.)

Gefördert durch:Bundesministerium für Gesundheitaufgrund eines Beschlusses
des Deutschen Bundestages
Unterstützt von:Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
 Nationale Demenzstrategie